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Wissen rund um den Kaffeehandel

Inhaltsverzeichnis

Was bedeutet der Kaffeehandel?

Häufig wird Kaffee im weltweiten Handel unterschätzt. Aus diesem Grunde werden wir euch nun einige Zahlen nennen, die das Gegenteil aufzeigen sollen.

Anbaufläche

Nach FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) Angaben lag die Zahl der weltweit landwirtschaftlich genutzten Fläche im Jahr 2001 bei etwa 1530 Millionen Hektar. Dabei machen Kaffeeplantagen etwa 9% der Fläche aus. Somit wurden 2003 weltweit 11 Millionen Hektar Kaffee angebaut.

Mehr als 70 Staaten bauen Kaffee an, von denen ein großer Teil zu den Schwellenländern und Entwicklungsländern gehört. An dem Anbau und der Verarbeitung des Kaffees in diesen Erzeugerländern hängen etwa 20 bis 25 Millionen Arbeitsplätze. Unter Berücksichtigung der Verbraucherländer verdienen ca. 100 Millionen Menschen rund um den Globus ihr Geld mit Kaffee.

Fachbuch zum Thema Kaffeehandel:

 

Stufe für Stufe Erhöhung des Wertes

Viele Handelsstufen sorgen für die Wertsteigerung des Kaffees.

Bis der Kaffee in der Tasse landet und genossen werden kann, durchläuft er von der Ernte an viele Verarbeitungsschritte und Handelsstufen. Für die Zahl der beteiligten Personen beim Verarbeitungs- und Handelsprozess spielt die Aufbereitungsart des Rohkaffees in den Erzeugerländern eine wesentliche Rolle. Dabei kommt es darauf an, ob der Kaffee nass oder trocken aufbereitet wird, wenn es um die Zahl der Beteiligten wie die Kaffeebauern, kleine oder große Kooperativen, Personen für die Aufbereitung, die Händler und Makler sowie die Exporteure geht.

Kleine Kaffeebauern sind bei dem Anbau und der Kaffee-Ernte komplett auf sich alleine gestellt, da sich die Investition in Maschinen erst ab einer bestimmten Größe lohnt. Nur der Besitz solcher speziellen Maschinen ermöglicht weitere Verarbeitungsschritte.

Bei sehr großen Kaffee-Plantagen wird alles von dem Anbau des Kaffees bis hin zum Verkauf geregelt. Damit sichern sich diese großen Plantagen einen großen Teil der Wertschöpfungskette.

Als die Plantagen noch strengstens staatlich kontrolliert wurden, war die Zahl der großen Plantagen hoch. So setzen staatlich kontrollierte Exporteure einen Preis fest. Sie bezahlten dann auch die Produzenten mit dem durchschnittlichen Preis, ohne die einzelne Qualität zu kontrollieren. Außerdem waren staatliche Einrichtungen für die Vorgabe der Vertriebsmargen in jeder einzelnen Handelsstufe verantwortlich.

In den meisten Erzeugerländern wurde in den 1990er Jahren der Handel liberalisiert. Seither herrschen mehr und mehr kleinbäuerliche Strukturen vor. Auch wenn auf diese Art und Weise die Vermarktungswege zwar wieder länger werden, so arbeiten diese Kleinbauern dennoch auf eine effizientere Art und Weise als die früheren staatlichen Institutionen.

 

Die unterschiedlichen Qualitäten des Rohkaffees

Für die Beurteilung der Qualität des Rohkaffes kommen verschiedene Kriterien in Betracht.

So spielt die Siebgröße eine wichtige Rolle. Mithilfe des Siebs lassen sich Rückschlüsse auf die Qualität des Kaffees schließen, wobei die Kriterien zur Beurteilung jedoch von Region zu Region verschieden sind. Grundsätzlich geht man bei größeren Kaffeebohnen von einer besseren Qualität aus. Damit die Bohnen aber gleichmäßig geröstet werden können, sollten die Rohkaffee-Bohnen eine möglichst einheitliche Größe vorweisen. So entspricht die Siebgröße 20 einer Bohnen-Größe von etwa 7,95mm. Ab Sieb 16 ist von einer guten Qualität der Bohnen die Rede.

Jedoch wird die Sieb-Größe nicht in allen Anbau-Regionen in Zahlen klassifiziert. In Indien und Ostafrika werden für bestimmte Sieb-Größen Buchstaben verwendet. So steht Sieb-Größe AA für Größe 19 und mehr. In Mittelamerika gibt es feste Wort-Bezeichnungen für die Siebgrößen wie zum Beispiel Superior für Sieb-Größe 18+. Sieb-Größe 10 bis 13 stehen für die kleinen Bohnen namens Caracol. Noch kleinere Bohnen sind als Caracolillo bekannt.

Neben der Größe des Rohkaffes können die Bohnen auch diverse Fehler aufweisen, die zu unterschiedlichen Qualitätseinstufungen führen. Bei der brasilianischen Methode bezieht man sich stets auf ein Muster aus 300g Rohkaffee. So bedeutet eine schwarze Bohne einen Fehler. Kommen 5 unreife Bohnen vor, so wird dies auch als ein Fehler eingestuft. In der Probe enthaltene Steine können je nach ihrer Größe für 1 bis 5 Fehlerpunkte stehen. Es sind auch andere Fehler möglich wie Pergaminos, Schalen, Kaffeekirschen, zerfressene Bohnen oder Zweige. Man schließt von der Fehler-Anzahl der Probe auf den Grad der Sorgfalt bei der Aufbereitung.

Das folgende Vokabular spielt innerhalb der Qualitätsbeurteilung des Rohkaffees eine wichtige Rolle:

  • Stinker
  • stumpf
  • blass
  • angefressen (von Insekten)
  • kümmerlich
  • gelblich
  • ungleichmäßig
  • unreif
  • schillernd
  • durch Wasser beschädigt
  • grünlich
  • behäutet

Rohkaffee, der hinsichtlich seiner Qualität für gut befunden wird, bekommt die Bezeichnung FAQ (fair average quality) und steht für eine gute Durchschnittsqualität.

 

Der Kaffee-Börsen-Handel: Vier Gruppen

Standardqualitäten sorgen für die Erleichterung des Handels mit Kaffee – auch an der Börse.

Innerhalb des Handels mit Rohkaffee wird in vier verschiedenen Gruppen unterschieden:

  1. Colombian Milds,
  2. Other Milds,
  3. Brazilian and other Arabicas,
  4. Robustas.

Für die Zuordnung spielt das Herkunftsland die entscheidende Rolle. In der nachfolgenden Aufzählung sind lediglich die Erzeugerländer mit der größten Bedeutung aufgelistet:

Colombian Milds:

  • Tansania,
  • Kenia
  • und Kolumbien.

Other Milds:

  • Burundi,
  • Bolivien,
  • Dom. Republik,
  • Costa Rica,
  • Guatemala,
  • El Salvador,
  • Ecuador,
  • Jamaika,
  • Indien,
  • Haiti,
  • Honduras,
  • Kuba,
  • Mexiko,
  • Malawi,
  • Nicaragua,
  • Papua-Neuguinea,
  • Panama,
  • Venezuela,
  • Peru,
  • Simbabwe,
  • Ruanda,
  • Sambia

Brazlian and other Arabicas:

  • Paraguay,
  • Brasilien
  • und Äthiopien

Robustas:

  • Elfenbeinküste,
  • Angola,
  • Vietnam,
  • Uganda,
  • Ghana,
  • Kamerun,
  • Guinea,
  • Thailand,
  • Indonesien,
  • Dem. Republik Kongo,
  • Trinidad & Tobago,
  • Togo,
  • Sierra Leone,
  • Madagaskar,
  • Philippinen,
  • Sri Lanka.

 

Der Rückgang des klassischen Handels

In letzter Zeit verliert der echte Kaffee-Handel mehr und mehr an Bedeutung. Da die Kaffeeindustrie Planungssicherheit braucht, werden große Mengen des benötigen Kaffees mehrere Monate im Voraus zu festen Preisen gekauft.

An den Börsen ist der sogenannte Papierkaffee hoch im Kurs. Darunter sind Warenterminkontrakte zu verstehen. Diese dürfen nur für genormte Standardqualitäten gehandelt werden. Die bedeutendsten Börsenplätze sind dabei weltweit gesehen London und New York. Andere Börsenplätze haben auf diesem Gebiet kaum noch Bedeutung. In Hamburg wurde der Börsenhandel beispielsweise bereits 1956 beendet.

Diese Zahlen aus dem Jahr 2003 sollen die Bedeutung dieses Kaffeehandels an der Börse verdeutlichen: Es wurde im Jahr 2003 weltweit mit ca. 2 Milliarden Sack Papierkaffee gehandelt. In Wahrheit exportiert wurden hingegen nur 87 Millionen Sack Kaffee, wobei noch nicht einmal alle davon über die Börse gehandelt wurden.

An den Börsen werden lediglich Preise für Standardqualitäten des Kaffees bestimmt. Bei Qualitäten, die von dieser Standard-Norm abweichen, müssen die Handelspartner innerhalb von Verhandlungen die entsprechende Differenz in Hinsicht auf die Börsennotierung verhandeln. Somit spielt der Börsenpreis nur als täglich ermittelte Grundlage für die Preisverhandlungen aller Beteiligten eine Rolle.

Die Politik im Zusammenhang mit dem Kaffeehandel

Für viele Entwicklungsländer sind die Erlöse aus dem Kaffeeexport überaus wichtig. Es besteht die Tendenz zur Überproduktion mit einem starken Einfluss auf die Preisbildung. So versucht die Politik immer wieder, den Markt zu bestimmen bzw. zu beeinflussen. In den 1990er Jahren unterlag der Kaffeehandel der staatlichen Kontrolle, was sich allerdings nicht weiter durchsetzen konnte.

In der heutigen Zeit benutzt die Politik andere Mittel. So steuert die Politik den Markt durch staatliche Investitionen. Ganz gezielte Förderungen setzen bestimmte Schwerpunkte und lassen die Produzenten in den Genuss gewisser Vorteile kommen. Die Politik beeinflusst den Kaffeehandel so zum Beispiel hinsichtlich der Qualitätsverbesserung, Technik, Lagerhaltung oder auch mit direkten finanziellen Hilfen.

Außerdem ist innerhalb der Politik die Abgabe von Steuern auf den Kaffee-Export sehr beliebt. So stellen häufig gerade diese Exportsteuern hohe Einnahmen für den Staatshaushalt dar.

ICA und ICO – Wichtige und traditionelle Abkürzungen

Bereits in den 1960er Jahren existierten internationale Bestrebungen, um die großen Preisschwankungen beim Kaffeehandel zu regeln und zu lenken. Somit wurde im Jahre 1963 ein ICA (International Coffee Agreement) beschlossen. Diese Vereinbarung sah vor, dass Verbraucher- und Erzeugerländer an der Vertragsgestaltung teilnehmen durften. Für die Verwaltung dieses Abkommens hat man ebenfalls 1963 die ICO (International Coffee Organisation) gegründet, die ihren Sitz in London hat.

Jedes Land kann auf freiwilliger Basis an diesem Abkommen teilnehmen. Es gab dennoch Zeiten, wo fast die komplette Kaffeeproduktion sowie 90% der Kaffee-Nachfrage über die ICO organisiert wurden. So waren im März 2008 32 Importländer und 54 Exportländer in der ICO organisiert.

Der wichtigste Bestandteil dieses Abkommens regelte die Exportquoten für die Mitgliedsländer. Dabei wurden sowohl die Preise als auch die Mengen geregelt. Sanken die Preise, reduzierte man die Exportmenge, bis dadurch wieder ein Anstieg der Preise bewirkt wurde. Zuvor wurden Preisobergrenzen festgelegt. Bei Erreichen dieser Obergrenzen, wurde die Exportmenge wieder erhöht.

Mit der Zeit wurde allerdings ersichtlich, dass diese Quotenregelung nicht sehr vorteilhaft war, da durch sie über eine lange Zeit relativ stabile Preise erzielt wurden, die ein Überangebot an Kaffee nach sich zogen. So konnten sich Angebot und Nachfrage nicht aufeinander einspielen. Als Resultat existierte zu wenig guter Kaffee und viel zu viel Kaffee von schlechter Qualität. Zudem konnten die Länder, die nicht in der ICO organisiert waren, ihren Kaffee um einiges günstiger beziehen. Somit scheiterte letztendlich 1989 diese Quotenregelung. Zwar existieren heute andere Kaffeeabkommen, diese sehen aber keine Exportquoten mehr vor.

Neue Aufgaben durch neue Zeiten

Auch wenn ihre ursprüngliche Hauptaufgabe wegfiel, bliebt die ICO erhalten. Heute ist sie für die folgenden Aufgaben verantwortlich:

  • Das Fördern einer nachhaltigen weltweiten Kaffeewirtschaft
  • Die Organisation von regelmäßigen Zusammenkünften der hochrangigen Entscheidungsträger aus der Kaffeepolitik für die Abstimmung und den Austausch politischer Vorgehensweisen
  • Innovative Marktentwicklung zur Steigerung des Kaffeekonsums
  • Das Sicherstellen und Schaffen von Transparenz auf dem Kaffeemarkt. Das erfolgt durch umfassende Studien und Statistiken des Kaffeemarkts für objektive und umfassende Informationen
  • Das Fördern der Optimierung der Qualität des Kaffees
  • Enge Zusammenarbeit mit der globalen Kaffeeindustrie

Die Mitgliedsländer

Im ICO organisierte Exportländer:

Benin, Angola, Sambia, Bolivien, Vietnam, Brasilien, Zimbabwe, Burundi, Venezuela, Kamerun, Uganda, Zentralafrikanische Republik, Togo, Thailand, Tansania, Dem. Republik Kongo, Kolumbien, Elfenbeinküste, Kuba, Costa Rica, Dominikanische Republik, Ruanda, Philippinen, Paraguay, Ecuador, El Salvador, Panama, Papua Neu-Guinea, Äthiopien, Ghana, Guatemala, Gabun, Malawi, Kenia, Madagaskar, Indonesien, Indien, Guinea, Honduras, Haiti, Jamaika, Mexiko, Nicaragua, Nigeria

Im ICO organisierte Importländer:

USA, Schweiz, Norwegen, Japan, Zypern, Ungarn, Tschechien, Spanien, Frankreich, Finnland, Estland, Deutschland, Dänemark, Bulgarien, Belgien, Malta, Luxemburg, Litauen, Lettland, Italien, Irland, Großbritannien, Griechenland, Slowenien, Slowakei, Schweden, Rumänien, Portugal, Polen, Österreich, Niederlande

 

Wie entsteht der Kaffee-Preis?

Einen ganz bestimmten Kaffee-Preis gibt es so gar nicht. Kaffee wird aufgrund der unterschiedlichen Verarbeitungsstufen und Qualitäten zu einem sehr differenziert zu betrachtenden Objekt. Die Weltmarktpreise, die von der ICO ermittelt werden, stehen für den durchschnittlichen Preis der am meisten gehandelten Sorten. Diesen Preis bezeichnet man als Composite Indicator Price. Er ist von Zeit zu Zeit auch Spekulations-Ziel an der Börse.

Bei dieser Art der Preisermittlung spielen Lagen- und Plantagenkaffees kaum eine Rolle, da es sie in den erforderlichen Mengen nicht auf Abruf gibt. Die Röster von sehr hochwertigen Kaffees stehen daher im engen Kontakt zu den Produzenten, damit sie die gewünschte Menge des hochwertigen Kaffees bekommen. Hier haben die Weltmarktpreise bei der Preisfindung keine Bedeutung.

Innerhalb der letzten 40 Jahre schwankte der Kaffeepreis sehr stark. Der ICO Indicator Price war beispielsweise in den Jahren 2001/2002 genauso hoch wie in den 1960er Jahren. Fast fünf Mal so hoch war er aber in den 70er Jahren. Heute lässt sich sagen, dass anhand der Kaufkraft der Konsumentenländer der Kaffee der Standardqualitäten günstiger geworden ist.

Vom Anbau bis zum Genuss des Kaffees ist dieser bereits viele Verarbeitungsschritte durchlaufen und entspricht einer langen Wertschöpfungskette. Dabei erhöht jeder einzelne Schritt der Wertschöpfungskette den Kaffeewert.

Bereits in den Erzeugerländern kommt es zu Kosten für Aufbereitung, Transport, Verpackung, Sortierung, Finanzierung und Lagerung. Zudem fallen noch Exportsteuern und nationale Abgaben an. Diese Kosten müssen von den Handelsmargen der an der Wertschöpfungskette beteiligten Personen gedeckt werden.

Bevor der Kaffee in den Röstereien weiterverarbeitet wird, wird mit ihm beim Transport in die Verbraucherländer Geld erwirtschaftet. Zudem wird Geld bei der Einlagerung, Probenverwaltung, Qualitätssicherung etc. verdient. Die größte Wertsteigerung des Kaffees erfolgt bei der Röstung und innerhalb des Groß- und Einzelhandels. Die Margen innerhalb dieser Stufen müssen für Verpackung, Transport, Verarbeitung, Werbung, Vertrieb und Finanzierung und Lagerung bezahlen. Vor allem in Deutschland kassiert der Staat zudem ordentlich Kaffeesteuer 2,19 Euro pro Kilogramm. Hinzu kommt noch die Mehrwertsteuer.

Weitere Literatur (Fachbücher) zum Thema Kaffeehandel:

Bildnachweis:

Bild 1: Statistik von Statista



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